Seuchenbekämpfung und Proteste

von Helmut Dahmer
Anders als frühere Epidemien, die den europäischen und den amerikanischen Kontinent nicht erreichten oder nur streiften, machte sich der Erreger der neuen Seuche die von Millionen frequentierten Reise- und Handelsstraßen der Gegenwart zunutze, sprang binnen Tagen und Wochen von Land zu Land und von Kontinent zu Kontinent; „Covid-19“ wurde zur „Pandemie“. Ohne Immunität, unvorbereitet, ohne Vorbeuge- oder Heilmittel befinden wir uns in einer Lage, die derjenigen gleicht, in der sich die Bevölkerungen der altamerikanischen Kulturen Mittel- und Südamerikas befanden, als europäische Eroberer, die Konquistadoren, selbst „immun“, sie mit ihnen unbekannten Krankheiten infizierten, an denen sie massenweise zugrunde gingen.

Angst und Herrschaft – Einige staatstheoretische Überlegungen*

von Joachim Hirsch

Zwischen Angst und Herrschaft gibt es einen engen Zusammenhang, der jedoch einige Widersprüche aufweist. Real begründete oder strategisch geschürte Angst hat bei der Legitimation und Stabilisierung von Herrschaft schon immer eine bedeutsame Rolle gespielt. Dies wird etwa deutlich bei der Entstehung des modernen Staates im 16. und 17. Jahrhundert.
Diese und viele andere staatstheoretische Konzepte verweisen auf einen grundlegenden Widerspruch, der darin besteht, dass in einer von Gewalt und Ungleichheit geprägten Gesellschaft Herrschaft zugleich Sicherheit bietet und Freiheit beschränkt.

Wie können Linke mit der Pandemie und der Corona-Politik umgehen?

von Andreas Wulf

Was in einer Zeit der Debatte von Notstandsgesetzen in den 60er Jahren zu massiven Mobilisierungen der Linken gegen diese autoritären Zumutungen führte, die damals nur „präventiv“ in Gesetze gegossen wurden, wird jetzt im Zuge des befürchteten Massensterbens und Überforderung des Gesundheitswesens zu einer notwendigen „Zumutung“, der wir uns alle gemeinsam zu stellen haben. Und uns bleibt scheinbar nichts übrig als abzuwarten?