Macrons Endspiel

von Rudolf Walther

Kaum gewählt, verdiente sich Staatspräsident Macron mit seinen Ankündigungen und seinem hektischen Aktivismus den Beinamen „Jupiter“. Der machte in römischer Zeit das Kapitol und seinen Tempel  zum sakralen und politischen Mittelpunkt des Imperiums. Nach den jüngsten Wahlen in Frankreich, die mit Macron genau einen Verlierer kennen, wurde aus dem altrömischen „Lichtbringer“ ein Phantom, das unter den neuen Verhältnissen gezwungen war, vom Aktivismus auf das Nichtregieren umzuschalten, um das Land zwei Monate lang regierungslos herumdümpeln zu lassen.

Vor der Nationalratswahl: In Österreich droht ein weiterer Rechtsruck

von Aaron Tauss

Am 29. September finden in Österreich Nationalratswahlen statt. Glaubt man den aktuellen Umfragen, ist eine Neuauflage der derzeitigen Regierungskoalition aus konservativer Volkspartei (ÖVP) unter Bundeskanzler Karl Nehammer und den Grünen schon rein rechnerisch ausgeschlossen. In Zeiten hoher Inflation, steigender Lebenshaltungskosten, wachsender Arbeitslosigkeit, Post-Pandemie, Krieg, Energiekrise, Klimawandel, Migration, sozialer Polarisierung und zunehmender Verarmung kämen beide Parteien zusammen derzeit nur auf knapp über 30 Prozent der Stimmen.

„The number you are trying to call is temporarily disconnected“ – oder das Ende von 68

von Jens Wissel

Mittlerweile ist es kaum noch möglich, Diskussionen zu führen ohne sich in kürzester Zeit in einem Freund-Feind Schema wiederzufinden. Das Thema ist dabei fast egal. Alles wird beherrscht von Eindeutigkeit und ‚klarer Kante‘. Analyse, Kontext und Differenzierung spielen, wenn überhaupt, eine untergeordnete oder nur taktische Rolle. Jede auch noch so zarte Kritik wird als Angriff aufgefasst. Das könnte etwas zu tun haben mit dem Ende von 68 und dem Sieg der Gegenaufklärung.