Liebe Leserinnen und Leser,
wie ihr seht, erscheint links-netz seit April 2019 im neuen Gewand. Die alte Seite mit allen Beiträgen seit 2001 findet ihr weiterhin unter old.links-netz.de
Corona und der kybernetische Kapitalismus
von Joachim Hirsch
Andrea Komlosy argumentiert, dass der Begriff „Zeitenwende“ eher auf den Übergang zu einem historisch neuen Akkumulationstyp, den „kybernetischen Kapitalismus“ verweist, mit dem das kapitalistische System aus der schon seit Jahren anhaltenden Krise geführt werden soll und dass die Corona-Krise und die darauf reagierenden Maßnahmen bei seiner Durchsetzung eine wichtige Rolle spielen.
Für eine Doppelstrategie: Linke Literatur- und Informationsstrategie
von
Bernd Hüttner und Sebastian Klauke
Felix Syrovatka hat mit seinem Artikel „Kritische Wissenschaft: Alleine machen wir uns ein: Am Rande der Unsichtbarkeit: Kritische wissenschaftliche Publizistik verschwindet, wenn sie sich nicht digitalisiert und zusammenschließt“ im Sommer 2019 einen lesens- und bedenkenswerten Aufschlag zur – in unseren Augen dringend nötigen Debatte – zu einem Themenkomplex geliefert, der leider nicht nur von ihm nicht weiterverfolgt worden ist. Wir möchten im Folgenden seine Betrachtungen zur Auffindbarkeit linker „Theorietexte“ vertiefen und erweitern.
Haushalte als soziale Infrastruktur zum „Betreiben eines eigenen Lebens“. Welche soziale Infrastruktur schafft und braucht Arbeit am Sozialen?
vvon Ellen Bareis und Helga Cremer-Schäfer
Wir denken im Folgenden weiter über das nicht unkomplizierte (Vermittlungs-)Verhältnis von öffentlicher Sozialer Infrastruktur und dem Haushalt nach, als ein „subkulturelles Phänomen“, das sich gerade nicht nach dem Prinzip der Kleinfamilie gegen herrschaftliche Zumutungen organisiert und öffentlich bereit gestellte Ressourcen als Mittel zum „Betreiben eines eigenen Lebens“ in Gebrauch nimmt – soweit die Verhältnisse es zulassen.
„Wake me up when the apocalypse is over“[0]
von Jens Wissel
Der von Russland völkerrechtswidrig begonnene Krieg gegen die Ukraine dauert jetzt ein Jahr und ein Ende ist nicht abzusehen. Hunderttausende mussten sterben, ein Land wird verwüstet und es wird Jahrzehnte mit den Folgen zu kämpfen haben. Aber es sind nicht nur die Verwüstungen in der Ukraine, die erschreckend sind, auch die Eskalationsdynamik des Krieges und die Art der Auseinandersetzung mit dem Krieg erschreckt. Nicht zuletzt auch, weil Russland eine Atommacht ist. Die Debatten werden beherrscht von einem moralischen Rigorismus, der jede Analyse über globale Machtverhältnisse und der hieraus folgenden Interessenpolitik in den Wind schlägt.
Moralische Mobilmachung
von Mario Neumann
Von heute aus betrachtet erscheint diese mediengetriebene „allgemeine Mobilisierung“ der Bevölkerung in der Pandemie wie eine Blaupause dafür, wie der tatsächliche Krieg, den Putins Armee in der Ukraine entfesselt hat, medial und politisch orchestriert wird. Dieser Krieg verdrängt seit Monaten jede andere Weltkrise und hat das Medienspektakel rund um Corona bruchlos abgelöst. Seitdem wird aus den deutschen Wohnzimmern nicht mehr das Pflegepersonal beklatscht, sondern der ukrainische Widerstand gegen die russische Invasion. Unzweifelhaft haben diese Menschen nicht nur unseren Applaus, sondern auch unsere Empathie und Solidarität verdient, ebenso wie ukrainische Geflüchtete.