Haushalte als soziale Infrastruktur zum „Betreiben eines eigenen Lebens“. Welche soziale Infrastruktur schafft und braucht Arbeit am Sozialen?

vvon Ellen Bareis und Helga Cremer-Schäfer

Wir denken im Folgenden weiter über das nicht unkomplizierte (Vermittlungs-)Verhältnis von öffentlicher Sozialer Infrastruktur und dem Haushalt nach, als ein „subkulturelles Phänomen“, das sich gerade nicht nach dem Prinzip der Kleinfamilie gegen herrschaftliche Zumutungen organisiert und öffentlich bereit gestellte Ressourcen als Mittel zum „Betreiben eines eigenen Lebens“ in Gebrauch nimmt – soweit die Verhältnisse es zulassen.

„Wake me up when the apocalypse is over“[0]

von Jens Wissel

Der von Russland völkerrechtswidrig begonnene Krieg gegen die Ukraine dauert jetzt ein Jahr und ein Ende ist nicht abzusehen. Hunderttausende mussten sterben, ein Land wird verwüstet und es wird Jahrzehnte mit den Folgen zu kämpfen haben. Aber es sind nicht nur die Verwüstungen in der Ukraine, die erschreckend sind, auch die Eskalationsdynamik des Krieges und die Art der Auseinandersetzung mit dem Krieg erschreckt. Nicht zuletzt auch, weil Russland eine Atommacht ist. Die Debatten werden beherrscht von einem moralischen Rigorismus, der jede Analyse über globale Machtverhältnisse und der hieraus folgenden Interessenpolitik in den Wind schlägt.

Moralische Mobilmachung

von Mario Neumann

Von heute aus betrachtet erscheint diese mediengetriebene „allgemeine Mobilisierung“ der Bevölkerung in der Pandemie wie eine Blaupause dafür, wie der tatsächliche Krieg, den Putins Armee in der Ukraine entfesselt hat, medial und politisch orchestriert wird. Dieser Krieg verdrängt seit Monaten jede andere Weltkrise und hat das Medienspektakel rund um Corona bruchlos abgelöst. Seitdem wird aus den deutschen Wohnzimmern nicht mehr das Pflegepersonal beklatscht, sondern der ukrainische Widerstand gegen die russische Invasion. Unzweifelhaft haben diese Menschen nicht nur unseren Applaus, sondern auch unsere Empathie und Solidarität verdient, ebenso wie ukrainische Geflüchtete.

Krise der Demokratie – welche Krise?

von Joachim Hirsch

Heutzutage ist oft von einer Krise der Demokratie die Rede. Gemeint damit ist vor allem das schwindende Vertrauen breiter Teile der Bevölkerung in die politischen Institutionen und das Aufkommen autoritär-populistischer und rechtsradikaler Parteien, Gruppierungen und Organisationen. Dabei wird indessen übersehen, dass sich die liberale Demokratie eigentlich in einer permanenten Krise befindet.

Ein neuer Strukturwandel der Öffentlichkeit

von Joachim Hirsch

Jürgen Habermas diagnostiziert in seinem jüngst erschienen Buch – anknüpfend an seine bekannte Habilitationsschrift zum Strukturwandel der Öffentlichkeit – eine neue Entwicklung, der er eine umwälzende Bedeutung ähnlich der Erfindung des Buchdrucks zuschreibt.