links-netz Archiv

Liebe Leserinnen und Leser, vor einigen Jahren (2019) haben wir die Webseite von links-netz aktualisiert. Doch auch die alten Seiten könnt Ihr noch aufrufen. Das geht über die Suche nach Rubriken oder aber im Archiv, das auf der Startseite rechts zu sehen ist, und zwar nach Jahren und Monaten sortiert. Darüber hinaus findet man die […]

Grundeinkommen und freie Kooperation statt Arbeitszwang und Arbeitsdienst.

von Roland Blaschke

Der Artikel antwortet auf Timm Kunstreichs Beitrag mit dem Titel „Kooperation statt Alimentierung. Garantierte Grundarbeitszeit (GGA) statt bedingungslosem Grundeinkommen“ (Kunstreich 2023) und fokussiert auf die Kritik seines verkürzten Begriffs des Grundeinkommens, seine unzulängliche Wiedergabe des Konzepts des Sozialen Infrastruktur und auf die Kritik seines Konzepts der „Garantierten Grundarbeitszeit“. Auf eine emanzipatorische und transformatorische Alternative wird hingewiesen.

Mediale Konflikte um postkoloniale Studien und Antisemitismus in Deutschland

von Aram Ziai

Seit zu Beginn des 21. Jahrhunderts post- und dekoloniale Perspektiven, die sich mit dem Kolonialismus und seinen Nachwirkungen beschäftigen, in den deutschsprachigen Geistes- und Gesellschaftswissenschaften zunehmend Anerkennung fanden, wuchs – sicher auch beeinflusst von den zahlreichen postkolonialen Städteinitiativen – das Interesse der deutschen Öffentlichkeit an diesem Thema (s. Prokla Nr. 158). Dies hat sich im letzten Jahrzehnt noch verstärkt, unter anderem durch die Rezeption internationaler Debatten um Black Lives Matter und Rhodes Must Fall, aber auch durch die offizielle Anerkennung des Völkermords an den Herero und Nama seitens der BRD 2021. Der Historiker Sebastian Conrad (2022: 31) spricht von einer „Aufmerksamkeitsexplosion“ für die koloniale Vergangenheit. Parallel dazu lässt sich als Reaktion eine revisionistische Gegenbewegung beobachten, getragen von konservativen und rechten Publizist*innen, Politiker*innen und Politikwissenschaftler*innen, die mal die Befreiung vom Kolonialismus als eine Katastrophe darstellen (Stein 2015), mal eine Rekolonisierung fordern (Martenstein 2015) oder den Kolonialismus generell als eine legitime und für die Kolonisierten vorteilhafte Herrschaftsform ansehen (Gilley 2019).

Was es mit der „Drecksarbeit“ auf sich hat

von Joachim Hirsch

Bezogen auf den Angriff auf den Iran meinte Friedrich Merz, Israel leiste „für uns alle die Drecksarbeit“. Von Bundeskanzlern und -innen war man früher eine etwas zivilisiertere Wortwahl gewöhnt, aber Trump macht eben Schule. Dabei klingt der Ausdruck Drecksarbeit angesichts zehntausender sozusagen als Kollateralschäden ermorderter eher noch verharmlosend. Merz ist allerdings zugute zu halten, dass er damit eine Wahrheit ausgesprochen hat, die sonst geflissentlich verschwiegen wird, nämlich dass Israel bei seinem völkerrechtlich unzulässigen Angriff auf den Iran durchaus in „unserem“ Interesse handle.

Gaza: Hilfe als Waffe

von Radwa Khalid-Ibrahim

Militarisierung der Hilfe in Gaza bedeutet, dass sie vom israelischen Militär kontrolliert und reguliert wird – also von einer Kriegspartei, die politische, militärische und damit anti-humanitäre Interessen verfolgt. Militarisierung in diesem Zusammenhang heißt, die Kontrolle darüber auszuüben, wem welche Hilfe an welchen Orten zugänglich gemacht und wem sie vorenthalten wird. Auf diese Weise wird die Hilfe zum politischen und militärstrategischen Instrument, ohne dass global verpflichtende humanitäre Standards eingehalten werden.

Der Krieg mit dem Iran und das neue alte Gesicht des Nahen Ostens

von Michael B. Elm (Tel Aviv)

Was mit dem Massaker des 7. Oktobers begann, ist nun in seine Endphase getreten. Die direkte militärische Konfrontation von Israel mit dem Iran bezeichnet das Ende der Stellvertreter- und Schattenkriege und bestimmt die Anfänge eines neuen Nahen Ostens. Wie dieser aussehen wird, lässt sich aufgrund der Vielzahl der staatlichen Akteure und der Unvorhersehbarkeit des Kriegsgeschehens nicht vorhersagen. Die Zerschlagung der ‚Achse des Widerstands‘ der Iranverbündeten in Syrien und Libanon eröffnet neue Perspektiven für die Region, allein die dafür verantwortlichen US-amerikanischen und israelischen Akteure bringen autoritäre Hypotheken ein, die nicht optimistisch stimmen können.